Jakobsweg
Der Weg ist das Ziel. Nirgends gilt das mehr als auf dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela. Doch ist der Jakobsweg mehr als nur ein Weg, er besteht aus einem ganzen Netz von Wegen, die in ganz Europa beginnen. Alle münden sie in „den Jakobsweg“ ein. Sagt man Jakobsweg, ist damit meist der klassische „Camino Frances“ gemeint. Er führt von den Pyrenäen quer durch Nordspanien nach Santiago de Compostela in Galicien.
Der Jakbosweg – Die Pilgerreise im 21. Jahrhundert
Tausendjährige Pilgertradition
Mehr als tausend Jahre wird nun schon aus ganz Europa auf dem Jakobsweg zum Grab des heiligen Jakobus in Santiago de Compostela gepilgert. Der Apostel ging auf die iberische Halbinsel um dort zu missionieren. Bei seiner Rückkehr wurde er im Jahr 44 in Jerusalem enthauptet und so zum Märtyrer.
Angeblich haben seine Anhänger den Leichnam in einem Boot nach Galicien gebracht und dort begraben. Schon im Jahr 1047 wurde dieser Weg der von den Pyrenäen zum Jakobsgrab führt urkundlich erwähnt – die Pilgertradition auf dem Jakobsweg hatte begonnen. Bereits im 12. Jahrhundert ernannte Papst Alexander III. Santiago neben Rom und Jerusalem zur Heiligen Stadt. Seit 1993 steht der Jakobsweg auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.
Camino Frances – Der Hauptpilgerweg ans Ende Europa
Der Camino Frances – französischer Weg – ist der bekannteste aller Jakobswege. Neben von St. Jean-Pied-de-Port in Südfrankreich führt ein weiter östlich verlaufender zweiter Weg von Pau aus durch die Pyrenäen. Bei Puente de la Reina mündet er in den Camino aus St. Jean-Pied-de-Port. Über Pamplona, Burgos und Leon und Sarria führt er nach Santiago. Wer nicht die Zeit hat, die ganzen 800 Kilometer in 32 Etappen zu erwandern, begnügt sich mit den letzten 100 Kilometern in sieben Etappen von Sarria aus. Die Pilgerurkunde in Santiago erhält man nur, wenn hundert Kilometer zu Fuß zurückgelegt wurden und im Pilgerpass durch Stempel belegt sind.
Unterwegs den gelben Pfeilen und Jakobsmuschen folgend, erlebt der Pilger in den Pyrenäen uralte Felsenkloster, wandert über die alte Pilgerbrücke in Puente de la Reina und wandelt auf der alten Römerstraße. In Torres del Rio findet er in der Grabeskriche Santo Sepulcro zu innerer Ruhe. In der Kathedrale von Santo Domingo de la Calzada spricht er ein Dankgebet für die Errettung eines Pilgers vor dem Tod. Vor Burgos sind die Occa-Berge zu überwinden und jeder Pilger ist froh, wenn die Kathdrele von Burgos in Sicht kommt. Vor Leon kommt er an der romanischen Kirche San Martin in Fromista und dem mozarabischen Klosters San Miguel de Escalda vorbei. In Leon wird er die Kathedrale und das Hospiz besichtigen. Dann beginnt er den Aufstieg auf den Cebrero-Pass.
Oben 150 km vor Santiago schweift der Blick weit über die galicische Landschaft. In Lavacolla, den Ort der traditionellen Reinigung kommt Vorfreude auf. Und dann ist er endlich in Sicht, der Monto Gozo, der Berg der Freude, wenige Kilometer vor dem Ziel. Mitten in Santiago, der schönsten Stadt Galiciens dann die gewaltige Kathedrale und das Grab des Heiligen Jakobus. Dort nehmen ergriffene Pilger an der täglichen Pilgermesse teil und erlebt den weltbekannten Botafumeiro, das riesige Weihrauchfass, das an Seilen dirigiert durch die Kathedrale rauscht. Danach trifft man sich vielleicht noch einmal in der schönen Altstadt zu Tapas und einem Glas Wein.
Camino del Norte – Der alte ruhige Küstenweg
Der Camino del Norte führte am Atlantik entlang und schützte die Pilger so vor den Mauren, die nie bis ins nördliche Asturien kamen. Von hier aus begann König Alfons II. die christliche Reconquista, die Wiedereroberung der iberischen Halbinsel. Er war es auch, der als Erster im 9. Jahrhundert über Oviedo nach Santiago de Compostela pilgerte. Heute ist der Camino del Norte eine ruhige,noch ursprüngliche Alternative.
Er führt am Meer entlang durch grüne Landschaften von San Sebastian über Bilbao, Santander und Gijon nach Ribadeo, wo er nach Süden schwenkt und kurz vor Santiago in den Camino Frances einmündet. Eine Variante, der älteste Jakobsweg Camino Promitivo biegt von Gijon zur asturischen Hauptstadt Oviedo ab, um dort die Kathedrale mit der Camara Santa mit den vielen Reliquien besuchen zu können. Weiter führt der Weg über Logo nach Santiago. Beide Varianten sind anspruchsvoller als der Camino Frances, gehen sie doch durch bergiges Gelände. Sie entschädigen mit grandiosen Panoramen, ursprünglichen Dörfern und sehenswerten Städten.
Doch es geht noch weiter. Wer jetzt schon heimfliegt, versäumt eines der eindrucksvollsten Erlebnisse. Eine Verlängerung des Jakobswegs führt ans Ende Europas zum Cap Finisterre an der Atlantikküste. Finias terrae – das Ende der Welt war es damals vor fast 1.200 Jahren. Gläubige Pilger verbrannten hier ihre Stiefel. Und dann setzen die Pilger sich auch heute noch ein letztes Mal in Gemeinschaft auf die Felsen und genießen den spektakulären Sonnenuntergang über dem Atlantik. Nun ist man wirklich am Ziel angelangt. Oder war doch der Weg das eigentliche Ziel?
Die optimale Reisezeit für eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg
Die beste Reisezeit für den Jakobsweg sind das Frühjahr und der Herbst, da man hier die optimalen Konditionen für den langen Wanderweg vorfindet und man nicht den heißen Temperaturen in Spanien ausgeliefert ist.
Neben den warmen Temperaturen ist der Sommer auch die Hauptreisezeit der meisten Touristen-Pilger, was neben überfüllten Wanderwegen auch zu überbuchten Übernachtungsmöglichkeiten am Wegesrand führt.