Transsibirischen Eisenbahn
Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn, liebevoll auch „Transsib“ genannt, ist ein Abenteuer zwischen landschaftlichen Extremen und gegensätzlichen Kulturen. Ende des 19. Jahrhunderts vom weitblickenden Verkehrsminister des Zaren Alexander III. vor allem für die Beförderung von Tee und Getreide geplant, reist heute vor allem das „Schwarze Gold“ Erdöl mit der meistbefahrenen Bahnstrecke der Welt – aber auch unzählige Globetrotter und Weltenbummler.
Die Transsibirische Eisenbahn – Die Reise mit der traditionellen Eisenbahn durch Russland
Stationen, die sich lohnen: die wichtigsten Haltestellen der Transib
Die Reise mit der „Transsibirskaja magistral“ beginnt in der Hauptstadt der Russischen Föderation Moskau, an der mit 9288 Kilometern weltweit längsten Bahnstrecke liegen mehr als 400 Bahnhöfe und beinahe 100 Städte.
Zu den wichtigsten Stationen zählen die größten Städte und einige wichtige Wirtschaftszentren Russlands – wie Nischni Nowgorod, die fünftgrößte Stadt Russlands. In Perm, die östlichste Millionenstadt Europas, beginnt die Fahrt durch den Ural und der aufmerksame Beobachter bemerkt bei Streckenkilometer 1777 einen schlanken, weißen Obelisken. Er kennzeichnet die zu Beginn des 18. Jahrhunderts bestimmte Grenze zwischen Asien und Europa.
Die Hauptstadt des Urals Jekaterinburg ist die viertgrößte Stadt Russlands und eine wichtige Industrie- und Universitätsstadt. In Tjumen wartet mit dem Fort der Kosaken eine der ältesten russischen Ansiedlungen Sibiriens und in Omsk wandelt der Besucher auf den Spuren so berühmter Dissidenten wie Fjodor Dostojewski. Die größte Stadt Sibiriens und drittgrößte Stadt Russlands, Novosibirsk, liegt ebenso an der Strecke der Transsib wie die „hölzerne Festung“ Krasnojarsk, Sibiriens drittgrößte Stadt und wichtiger Industriestandort.
Bei Kilometer 4515 zweigt die Baikal-Amur-Magistrale ab, die Station Taischet ist daher einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte des Eisenbahnverkehrs in Sibirien. Die Universitätsstadt Irkutsk nahe des Baikalsees gilt als Wissenschafts- und Bildungszentrum, im Kultur- und Wirtschaftszentrum von Transbaikalien Ulan-Ude halten sowohl die Transsibirische wie auch die Transmongolische Eisenbahn.
Auch die Hauptstadt Transbaikaliens, Tschita, ist an die Transsibirische Eisenbahn angebunden und bei der Bahnstation Tarskaja kann der Reisende in die Trans-Mandschurischen Linie umsteigen, die bis Peking führt. 700 Kilometer bevor die Reise in Wladiwostok endet, liegt die Universitätsstadt Chabarowsk am Fluss Amur bereits nahe der Grenze zu China.
Natur und Kultur: zwischen Naturschönheiten und Sehenswürdigkeiten
Entlang der Transsib-Strecke beeindruckt vor allem die wunderbare und wechselhafte Naturkulisse der Wolga-Ebene, des Urals, der westsibirischen Steppe und der ostsibirischen Bergtaiga. Die Transsib überquert sechzehn große Flüsse auf 485 Brücken, sehenswert sind vor allem die drei größten Brücken des Kontinents über den Amur, den Jennissei und den Ob. Ebenso vielfältig wie die Natur präsentiert sich auch die Kultur – eine Zeitreise zwischen europäischer Hochkultur, gewachsener russischer Volkstradition und den asiatischen Einflüssen des alten Mongolischen Reichs.
Schon am Reisebeginn beeindruckt Moskau mit dem berühmten Roten Platz und dem Kreml, aber auch mit dem Nowodewitschi-Kloster, einem Weltkulturerbe der UNESCO. Am „Moskauer Bahnhof“ in Nischni Nowgorod beginnt ein Spaziergang durch das Architektur-Mekka Russlands mit einer einzigartigen Kombination aus einer malerischen, historischen Altstadt und vielen architektonisch interessanten, modernen Bauten. Das Tor in den Ural, Perm, begrüßt den Besucher mit einem international bedeutenden Opernhaus, aber auch mit dem ländlichen Anwesen des „Doktor Schiwago“. In der Zarenstadt Jekaterinburg ist der Wallfahrtsort für russische Anhänger der Monarchie zu finden: die Heilig-Blut-Kathedrale steht an der Stelle, an der im Jahr 1918 die letzte Zarenfamilie ermordet wurde.
In Novosibirsk laden die Alexander-Newski-Kathedrale, das Rathaus und das Lenin-Haus ebenso zu einem Besuch ein wie der große Zoo und der Strand des Ob-Stausees. Am zentralen Platz von Ulan-Ude kann mit dem riesigen Lenindenkmal die größte Porträtbüste der Welt bewundert werden und das nahe gelegene buddhistisches Kloster Iwolginski Dazan verspricht „Glück und die Fülle der Freude bringendes Rad des Lernens“.
In Krasnojarsk finden sich die Wahrzeichen, die auf jedem Zehn-Rubel-Schein zu sehen sind: die Kapelle Paraskewa-Pjatniza, die Brücke über den Jenissei und das Stausee-Kraftwerk. Die „Perle Sibiriens“ Irkutsk, wo moderne Wolkenkratzer neben altertümlichen Fachwerkhäuschen stehen, ist Ausgangspunkt zu einem Ausflug zum ältesten Süßwassersee der Erde, dem UNESCO-Weltnaturerbe Baikal, der Heimat der seltenen Baikalrobben. Als beeindruckende Baudenkmäler präsentieren sich das Holzhaus eines Dekabristen, das Kloster zu Maria Erscheinung und das Kloster des Heiligen Wladimir sowie die Kirche der Gottesmutter von Kasan. Das Irkutsker Heimatmuseum ist eines der ältesten Russlands.
Wladiwostok ist die Endstation der Transsibirischen Eisenbahn. Bedeutende Architekturdenkmäler wie die evangelisch-lutherische Pauluskirche sind ebenso sehenswert wie faszinierende, moderne Bauwerke wie die Russki-Brücke, die Schrägseilbrücke mit der weltweit größten Stützweite. Als die schönste Stelle der Stadt am Pazifik gilt die malerische Hafenbucht, das „Goldene Horn“, zu den bedeutsamsten Sehenswürdigkeiten zählt die mächtige Festung, ein Meisterwerk der fortifikatorischen Kunst.
Es lohnt sich auch, von der Hauptstrecke der Transsib abzuweichen: Wer in die Baikailbahn umsteigt, erreicht in Sludjanka einen vollständig aus Marmor erbauten Bahnhof und wer die Transmongolischen Bahn wählt, findet sich in der „kältesten Hauptstadt der Welt“ wieder. Unvergessliche landschaftliche Eindrücke wie die mongolische Steppe oder die berühmte Wüste Gobi faszinieren hier ebenso wie ein kulturelles Erbe der besonderen Art: die traditionellen Jurten in Ulaanbaatar.
Reisezeit und Geschwindigkeit: Entschleunigung zu jeder Saison
Sieben Tage oder 160 Stunden reine Fahrzeit benötigt die Transsibirskaja magistral für die gesamte Strecke, das ist bedeutet eine durchschnittliche Geschwindigkeit von etwa 58 km/h – und genügend Zeit, unzählige Tassen Tee aus dem Samowar zu genießen. Zu welcher Jahreszeit man sich diese Zeit nehmen will, ist Geschmacks- und Konstitutionssache.
Der Winter lockt mit Russlands legendären, funkelnden Eis- und Schneelandschaften – und droht mit Temperaturen bis zu -62 Grad Celsius. Der Herbst wie der Frühling zeigen sich bunt und farbenfroh, die Nächte sind aber kühl, der November ist oft schon trist und grau und zur Zeit des orthodoxen Osterfestes sind die Züge meist ebenso überfüllt wie in der sommerlichen Hochsaison.